Wackes, auch Wagges oder Waggis, ist eine in der Nordwestschweiz, in Baden und in der Pfalz früher geläufigere und meist abwertend verwendete umgangssprachliche Bezeichnung für den Bewohner des Elsass. Im Saarland ist der Ausdruck für den Deutschlothringer gebräuchlich. Der Nordwestschweizer Waggis ist heute in erster Linie als liebenswerte Basler Fasnachtsfigur bekannt.

Bedeutung

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Im ober- und mitteldeutschen Sprachraum verbreitete Bedeutungen sind „liederlicher Mensch, Grobian, Rüppel, Nichtsnutz, Taugenichts, Herumtreiber, Lümmel, Strolch“, regional auch „kleines oder dickes Kind, (untersetzter) kräftiger Kerl, plumper Mann, Bahnarbeiter, Saarschiffer“.[1][2] Der Historiker Erwin Schenk nannte 1927 „Strolch“, „Bummler“ oder „Taugenichts“ als Grundbedeutung.[3] Als spezifische Bezugnahme auf „Elsässer“ beziehungsweise „Lothringer“ hat die Bezeichnung damit deutlich pejorativen Charakter.

Schriftsprachliche Belege setzen im Jahr 1870 mit den Kriegsberichten zum Deutsch-Französischen Krieg ein.[4] In einem Beleg aus dem Jahr 1870 wird „die Wackes“ mit dem Straßburger Pöbel gleichgesetzt.[5] Das Wort scheint durch die Soldatensprache weiter verbreitet worden zu sein.

Ende 1913 kam es im Zusammenhang mit der abwertenden Verwendung des Wortes durch einen im Elsass stationierten preußischen Offizier zur Zabern-Affäre. Der Staatsrechtler und Publizist Gerhard Anschütz, der die Zaberner Vorgänge als Zeitgenosse kritisch kommentierte, erklärte seinen Lesern, „Wackes“ sei, „vom Altdeutschen zum Elsässer gesagt, etwa so viel wie der ‚Saupreuß‘ im Munde des Süddeutschen“.[6]

Heutzutage wird die Bezeichnung Wackes in der Regel kaum noch als schwere Beleidigung der Elsässer und Lothringer aufgefasst, sondern je nach Situation „neckend bis abschätzig“ gebraucht.[7]

Wortherkunft

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Zur Herkunft des Ausdruckes gibt es unterschiedliche Angaben. Im Pfälzischen, Lothringischen und Elsässischen Wörterbuch wird das Wort zu lateinisch vagus (Landfahrer) gestellt.[7] Der Lothringer Nicolas Freistroffer berichtet 1933, dass man in seiner Heimat das deutsche ‚Sauwackes‘ mit französisch sauvages „Wilde“ zu erklären suchte.[8] Die wohl wahrscheinlichste Erklärung hat erstmals 1902 der baselstädtische Volkskundler Eduard Hoffmann-Krayer postuliert, und weiter ausgeführt wurde sie 1963/4 vom Freiburger Germanisten Otmar Werner. Hiernach liegt Wackes, Waggis das schriftdeutsch ausgestorbene, dialektal aber da und dort noch lebendige wagge(n), wacke(n) «sich hin und her bewegen, wackeln, schwanken» zugrunde. Ein Waggis, Wackes ist demzufolge ursprünglich jemand, der «umherwackt», also umherzieht, herumlungert oder herumwackelt.[1]

Literatur

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  • Ernest Altenbach: Wackes. E satyrische Definition vum Wort ‚Wackes‘. Gedicht in sechs Vaersle uf Milhueser-Ditsch. Mülhausen 1918.
  • Eduard Hoffmann-Krayer: Suffix -is, -s in schweizerischen Mundarten. In: Zeitschrift für hochdeutsche Mundarten 3, 1902, S. 26–46.
  • Christoph Landolt: Waggis. Wortgeschichte vom 30. März 2015, hrsg. von der Redaktion des Schweizerischen Idiotikons.
  • Franz August Stocker: Zur Etymologie des Wortes ‚Waggis‘. In: Vom Jura zum Schwarzwald, Band 6, 1889, S. 75–76.
  • Otmar Werner: Die Substantiv-Suffixe -es/-as in den ostfränkischen Mundarten. Zur Bedeutung von dia- und synchronischer Betrachtungsweise in der Wortbildungslehre. In: Zeitschrift für Mundartforschung 30, 1963/64, S. 227–275, hier S. 266.

Einzelnachweise

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  1. a b Christoph Landolt: Waggis. Wortgeschichte vom 30. März 2015, hrsg. von der Redaktion des Schweizerischen Idiotikons.
  2. Revue d’Alsace, Band 36, Straßburg 1885, S. 561
  3. Erwin Schenk: Der Fall Zabern. In: Beiträge zur Geschichte der nachbismarckischen Zeit und des Weltkrieges. Hrsg. von Fritz Kern. Stuttgart 1927, S. 8.
  4. Erstmals schriftlich belegt ist das Wort gemäß dem Baseldeutsch-Wörterbuch von Rudolf Suter (Basel 1984) im Jahre 1870.
  5. Alexis Held: Der Antheil der bayerischen Armee an dem Nationalkriege gegen Frankreich im Jahre 1870. München 1870, S. 306
  6. Gerhard Anschütz: Zabern. In: Deutsche Juristen-Zeitung, Jahrgang 18 (1913), 1457.
  7. a b Pfälzisches Wörterbuch: Wackes; Wörterbuch der deutsch-lothringischen Mundarten: Wackes; Wörterbuch der elsässischen Mundarten: Wackes; Schweizerisches Idiotikon: Waggis.
  8. Nicolas Freistroffer: Frontberichte eines Lothringers, 1914–18. Metz 1933, S. 191. Zitiert nach Matti Münch: Verdun: Mythos und Alltag einer Schlacht, Dissertation, München 2006, S. 206, ISBN 3-89975-578-2.