Hallschlag
Hallschlag ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz. Sie gehört zur Verbandsgemeinde Gerolstein.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 21′ N, 6° 26′ O | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Vulkaneifel | |
Verbandsgemeinde: | Gerolstein | |
Höhe: | 480 m ü. NHN | |
Fläche: | 12,74 km2 | |
Einwohner: | 447 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 35 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 54611 | |
Vorwahl: | 06557 | |
Kfz-Kennzeichen: | DAU | |
Gemeindeschlüssel: | 07 2 33 214 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Kyllweg 1 54568 Gerolstein | |
Website: | www.hallschlag.de | |
Ortsbürgermeister: | Dirk Weicker | |
Lage der Ortsgemeinde Hallschlag im Landkreis Vulkaneifel | ||
Geographie
BearbeitenDie Gemeinde liegt zwischen 490 und 640 m ü. NHN im Rheinischen Schiefergebirge, in der westlichen Hocheifel im oberen Kylltal. Der Ort liegt in einer Talmulde und ist eingebettet in die Landschaft der Mitteleifel. Hallschlag gehört zum Erholungsgebiet Oberes Kylltal. Drei Kilometer westlich befindet sich die belgische Grenze. Die Gemarkung grenzt im Westen, Norden und Osten an Nordrhein-Westfalen.
Zu Hallschlag gehören auch die Wohnplätze Frauenkronerweg, Köppheck, Siedlung, Steinebrück und Zur Kehr.[2]
Geschichte
BearbeitenDer Ort wurde 1322 erstmals urkundlich erwähnt. Hallschlag gehörte damals zur luxemburgischen Herrschaft Kronenburg. Im 15. Jahrhundert gelangte der Ort an die Grafen von Manderscheid-Schleiden. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts gehörte Hallschlag mit der Herrschaft Kronenburg der Blankenheimer Linie der Grafen Manderscheid-Blankenheim. Landesherrlich gehörte der Ort bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zum Herzogtum Luxemburg, das Teil der Österreichischen Niederlande war. Nach der Einnahme der Region durch französische Revolutionstruppen (1794) gehörte Hallschlag von 1795 bis 1814 zum französischen Département Ourthe und war Hauptort einer Mairie im Kanton Kronenburg.
Der Ort wurde zu Anfang des 19. Jahrhunderts zur Pfarrei erhoben.
Aufgrund der auf dem Wiener Kongress getroffenen Vereinbarungen kamen aus dem Département Ourthe die drei Gemeinden Hallschlag, Ormont und Scheid zum Königreich Preußen. Die drei Gemeinden wurden der Bürgermeisterei Hallschlag im 1816 neu errichteten Kreis Prüm im Regierungsbezirk Trier zugeordnet.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Hallschlag zu 80 % zerstört. Im Zuge der dortigen Kampfhandlungen während der Ardennenoffensive wurden bei Hallschlag am 25. Dezember 1944 u. a. der Professor der Universität Rostock Wilhelm Troitzsch (1900–1944) und der Reichstagsabgeordnete und SA-Obergruppenführer Generalmajor z. V. Kurt Kühme (1885–1944) getötet.[3][4] Am 25. Dezember 1944 wurden im ganzen Eifelraum Angriffe der Alliierten geflogen.[5]
Im Rahmen der rheinland-pfälzischen Funktional- und Gebietsreform wurde Hallschlag zusammen mit 14 weiteren Gemeinden am 7. November 1970 vom gleichzeitig aufgelösten Landkreis Prüm in den Landkreis Daun (seit 2007 Landkreis Vulkaneifel) umgegliedert.[6]
- Bevölkerungsentwicklung
Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Hallschlag, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[7]
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Politik
BearbeitenBürgermeister
BearbeitenDirk Weicker wurde 2014 Ortsbürgermeister von Hallschlag.[8] Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 73,21 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[9] Er wurde im Juni 2024 wiedergewählt.
Weickers Vorgänger waren Hans-Jürgen Breuer und Georg Brandt.[8]
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „Unter rotem Schildhaupt mit drei goldenen Kugeln, in Silber ein blauer, schrägrechter Wellenbalken.“[10] | |
Wappenbegründung: Die drei goldenen Kugeln im Schildhaupt sind Attribute des Heiligen Nikolaus, der Kirchen- und Ortspatron von Hallschlag ist. Der Wellenbalken ist aus dem Wappen der Ritter Holzappel von Basenheim übernommen, die in Hallschlag begütert waren. Am 1. März 1340 übertrugen Ritter Johann Holzappel von Basenheim und seine Ehefrau für 100 Heller ihren Hof zu Halczlach an Erzbischof Balduin von Trier. |
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Katholische Pfarrkirche Sankt Nikolaus von 1950
- Pilgerkreuz der Matthiasbruderschaft an der Straße nach Ormont, etwa 100 m hinter der ehemaligen Bahnbrücke
- Reste und Relikte der ehemaligen Westwallanlagen westlich des Ortes
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenWindkraftanlagen
BearbeitenSeit 1997 gibt es auf der Gemarkung Hallschlag einen Windpark mit 36 Windkraftanlagen.
Verkehr
BearbeitenDurch den Ort führt die B 421.
Die Trasse der ehemaligen Vennquerbahn wurde bis zum Frühjahr 2015 zu einem Wander- und Radweg ausgebaut (RAVeL-Netz-Linie 45a Waimes-Jünkerath), mit Anschluss sowohl in Weywertz an die Vennbahnstrecke als auch in Jünkerath an das deutsche Radwegenetz.[11][12]
Ehemalige Munitionsfabrik Espagit
BearbeitenAuf der Gemarkung der Gemeinde Hallschlag bei Kehr ist das nach außen abgeschirmte Gelände der Giftgas- und Munitionsfabrik Espagit gelegen. Hier waren von 1915 bis 1920 rund zweitausend Menschen beschäftigt, bis die Fabrik schließlich im Mai 1920 explodierte. Das vormalige Betriebsgelände stellt bis heute eine immense Umweltgefahr dar, weil in dem Boden weiterhin noch unentdeckte Sprengkörper und Gasgranaten sowie andere Gifte vorhanden sind.[13]
Anfang der 1990er Jahre entschied sich das für Munitionsräumung zuständige Innenministerium in Mainz für ein Konzept, den hoch kontaminierten ehemaligen Produktionsbereich der Munitionsfabrik mit rund 13 ha Fläche nur oberflächig zu entmunitionieren. Im Anschluss daran wurde das Gelände durch eine Erdabdeckung und ein Drahtgeflecht gesichert, wodurch langfristig der direkte Kontakt zwischen belastetem Boden und Menschen verhindert werden soll. Das kontaminierte Sickerwasser wird im Rigolensystem erfasst und dann in einer Wasserreinigungsanlage behandelt.[14]
Literatur
Bearbeiten- F. A. Heinen: Die Todesfabrik. Espagit – Die geheime Granatenschmiede. Eine Dokumentation. Helios, Aachen 2000, ISBN 3-933608-14-7.
Weblinks
Bearbeiten- Ortsgemeinde Hallschlag
- Ortsgemeinde Hallschlag auf den Seiten der Verbandsgemeinde Gerolstein
- Zur Ortsgemeinde Hallschlag gibt es Einträge in der Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier.
- Über die Espagit
- Literatur über Hallschlag in der Rheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Februar 2022. S. 111 (PDF; 3,3 MB).
- ↑ Bundesarchiv, „Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik“, abgerufen am 11. November 2014.
- ↑ Werner Schubert (Hrsg.): Ausschüsse für Luftrecht, Luftschutzrecht, Kraftfahrzeugrecht und Rundfunkrecht. Peter Lang GmbH Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-631-57301-3, S. XXXIV.
- ↑ Vgl. Festschrift zum Pfarrfest der Pfarrei Üxheim, 1980, sowie Schulchronik Ahrdorf.
- ↑ Amtliches Gemeindeverzeichnis (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 407). Bad Ems Februar 2016, S. 156 (PDF; 2,8 MB).
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Mein Dorf, meine Stadt. Abgerufen am 28. Dezember 2019.
- ↑ a b Fritz-Peter Linden: Neuer Gemeindechef in Hallschlag. In: Trierischer Volksfreund. Volksfreund-Druckerei Nikolaus Koch GmbH, Trier, 9. Juni 2014, abgerufen am 3. November 2020.
- ↑ Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Gerolstein, Verbandsgemeinde, 46. Ergebniszeile. Abgerufen am 3. November 2020.
- ↑ Wappenbeschreibung. Verbandsgemeinde Gerolstein, abgerufen am 28. Dezember 2019.
- ↑ Ganz locker über 28 Brücken radeln, Kölnische Rundschau, abgerufen am 6. Juni 2011
- ↑ „Grenzenloser“ Tourismus in der Eifel. ( vom 2. Januar 2016 im Internet Archive) Kölnische Rundschau vom 3. Mai 2015, abgerufen am 25. Mai 2015.
- ↑ Franz Albert Heinen: Die Todesfabrik. Espagit – Die geheime Granatenschmiede. Eine Dokumentation. Helios, Aachen 2000, ISBN 3-933608-14-7.
- ↑ In Kehr endete die Munitionsräumung. Die Espagit wurde zum Millionengrab. In: Kölner Stadtanzeiger. 3. Juli 2008, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 11. Juni 2016.