Barmen (Jülich)

Stadtteil von Jülich

Barmen ist ein Stadtteil von Jülich im Kreis Düren, Nordrhein-Westfalen.

Barmen
Stadt Jülich
Wappen von Barmen
Koordinaten: 50° 57′ N, 6° 18′ OKoordinaten: 50° 56′ 37″ N, 6° 18′ 15″ O
Höhe: 70 m ü. NHN
Fläche: 5,38 km²
Einwohner: 1220 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 227 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 52428
Vorwahl: 02461

Barmen liegt geschützt am Hang des Rurtales in der Jülich-Zülpicher Börde. Nachbarorte sind Floßdorf (Stadt Linnich), Koslar und Merzenhausen. Auf der anderen Rurseite liegen die Orte Tetz und Broich.

Geschichte

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Barmen ist ein alter Siedlungsraum. Schon in der Steinzeit siedelten Menschen auf der Barmener Heide, wie zahlreiche Funde belegen. Die frühesten Werkzeuge konnten der Altsteinzeit zugeordnet werden. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Prümer Urbar im Jahr 893, dem zufolge sich bereits eine Kirche im Ort befand. Die Annahme, dass die dort erwähnte Kirche an anderer Stelle zum heutigen Kirchbau stand, gilt mittlerweile als widerlegt.

In Barmen finden sich zwei Adelssitze, Schloss Kellenberg, das von der gräflichen Familie Hoensbroech bewohnt wird und Haus Overbach, das 1918 vom Reichsgrafen von und zu Hoensbroech an die Oblaten des hl. Franz von Sales verkauft wurde und heute unter anderem Sitz des gleichnamigen Gymnasiums ist. Weiterhin ist die Feste Barmen der Herren von Barmen im Bereich des heutigen Eschenhofs zu vermuten, der sich direkt neben der Pfarrkirche befindet. Die alte Barmener Stammburg wurde im Streit mit dem Jülicher Grafen im Jahre 1352 eingeäschert, etwa zeitgleich wurden die beiden heute noch erhaltenen Adelssitze erstmals erwähnt.

Zahlreiche Baudenkmäler, die in die Denkmalliste der Stadt Jülich eingetragen wurden, befinden sich in Barmen. Weitere Informationen zu den einzelnen Denkmälern sind in der Liste der Baudenkmäler in Jülich zusammengefasst.

Am 1. Januar 1972 wurde die Gemeinde Barmen in die Stadt Jülich eingegliedert.[2]

 
Wappen der früheren Gemeinde Barmen bei Jülich
Blasonierung: „In Schwarz eine eingebogene silberne (weiße) schräglinke Spitze, darin ein rotes Schwert.“[3]
Wappenbegründung: Das von Josef Decku entworfene Wappen wurde 1962 vom nordrhein-westfälischen Innenminister verliehen. Es verweist auf den Pfarrpatron St. Martin; es zeigt das Schwert, mit dem er den Mantel teilte.
 
St. Martinus

In Barmen befindet sich die romanisch-gotische Kirche St. Martinus.

 
Baggersee Barmen mit Sandstrand (2021)

Sehenswert in Barmen ist vor allem die Natur, so wird das Dorf durch fünf Naturschutzgebiete eingerahmt und auch durchzogen. Der Grundstein des Naturschutzgebietes rund um Barmen und um das Schloss Kellenberg wurde durch Reinhard Graf von und zu Hoensbroech um 1952 gelegt. Der Baggersee als Naherholungsgebiet und Refugium für seltene Tierarten bietet, ebenso wie die Rur, eine Oase der Entspannung. Die Rur im Bereich Barmen ist der einzige Flusslauf in Nordrhein-Westfalen, der in seinem ursprünglichen Flussbett fließt, ohne dass er jemals begradigt oder kanalisiert wurde. Insofern stellt dieser Rurmäander nicht nur für die Tierwelt eine einzigartige Landschaft dar. Der Altdorf-Kirchberg-Koslarer Mühlenteich verläuft quer durch die Ortschaft.

Der ehemalige Rittersitz Haus Overbach wird seit seinem Verkauf an die Oblaten des hl. Franz von Sales im Jahr 1918 als Schule genutzt. Heute befindet sich dort das staatlich anerkannte Gymnasium Haus Overbach. Zum Campus Haus Overbach gehören auch das Kloster, die Singschule, mehrere Orchester und ein Veranstaltungszentrum. Im Sommer 2009 wurde ein Neubau eingeweiht, das sogenannte Science College. Einerseits findet in den Laboren, Seminarräumen und Hörsälen regulärer Unterricht in den MINT-Fächer statt, andererseits macht das Science College außerschulische Bildungsangebote wie z. B. Ferienakademien, Vorträge oder Workshops.[4]

Darüber hinaus verfügt der Ort über die katholische Kindertagesstätte St. Martinus und eine Spielgruppe namens „Flohzirkus“. Die nächstgelegene Grundschule befindet sich im Nachbarort Koslar.

Trotz oder gerade aufgrund der geringen Einwohnerzahl gibt es eine Vielfalt an ortsansässigen Vereinen. Hierzu zählen:

  • Mai-Club Barmen gegr. 1911
  • Tennisclub Grün Weiß Barmen e. V.
  • SC Salingia 08 Barmen e. V. (Fußball)
  • Angelsportverein Barmen / Broich e. V.
  • Jülich Dukes (Baseball)
  • Schützenbruderschaft St. Martinus
  • Karnevalsgesellschaft Bärmer Sandhase 1991 e. V.
  • Kultur- und Verkehrsverein Barmen e. V.
  • Frauengemeinschaft (kfd) St. Martinus Barmen/Merzenhausen

Der größte Ortsverein ist der Mai-Club. Im August 2011 zählte er rund 450 Mitglieder.

 
Brücke der Jülicher Kreisbahn über die Kirchgracht in Barmen kurz vor ihrem Abriss 2017

Den öffentlichen Personennahverkehr stellt Rurtalbus durch die AVV-Buslinien 279 und 281, teilweise auch als Rufbus oder Anruf-Sammel-Taxi, sicher. Zusätzlich verkehrt in den Nächten von Freitag auf Samstag ein Disco-Bus nach Himmerich. An Schultagen verkehren zusätzlich die Schulbuslinie 264 und 274.

Linie Verlauf
264 (Verstärkerfahrten) Barmen Haus Overbach Inden/Altdorf – Langerwehe
274 (Verstärkerfahrten) Barmen Haus Overbach Aldenhoven / Jülich / Linnich / Titz
279 (Jülich Schulzentrum – Krankenhaus –) Jülich Bf/ZOB – Jülich Neues Rathaus – Walramplatz – Neubourheim – Koslar – Barmen – Merzenhausen – Ederen – Welz – (Floßdorf ←) Rurdorf – Linnich Rathaus – Linnich-SIG Combibloc
281 Jülich Bf/ZOB – Jülich Neues Rathaus – Walramplatz – Neubourheim – Koslar – Barmen – Merzenhausen – Ederen – Freialdenhoven – Aldenhoven
RufBus 279 Rufbus: Jülich Bf/ZOB – Jülich Neues Rathaus – Walramplatz – Koslar – Barmen – Merzenhausen – Ederen – Welz – Rurdorf – Linnich-SIG Combibloc (Sa tagsüber)
AST AnrufSammelTaxi: Mo–Fr abends, Sa nachmittags/abends, So
Jülich Bf/ZOB – Jülich Innenstadt – Koslar / Merzenhausen – Barmen – Floßdorf / Erzelbach / Boslar – Welz / Ederen / Rurdorf – Kofferen / Hottorf – Gereonsweiler – Gevenich / Kiffelberg – Glimbach – Körrenzig
Disco-Bus DiscoBus: nur in den Nächten Fr/Sa (kein AVV-Tarif)
Jülich Neues Rathaus – Walramplatz – Koslar – Barmen – Abwz. Floßdorf – Rurdorf – Linnich Rathaus – Glimbach – Körrenzig – Rurich – Baal Bf – Abzw. Doverheide – Hückelhoven – Himmerich

Seit 1911 war Barmen durch die Eisenbahn erschlossen. Mit Eröffnung der Jülicher Kreisbahn ging direkt neben der Eisenbahnbrücke über die Straße „Kirchgracht“ ein kleiner Haltepunkt in Betrieb, an dem von Beginn an sämtliche Personenzüge Station machten. Anlagen für den Güterverkehr boten indes nur die benachbarten Bahnhöfe Koslar und Merzenhausen. Der Personenverkehr wurde 1971 eingestellt, der Güterverkehr 1999. Offiziell stillgelegt wurde die Strecke erst 2007, und 2017 wurde die Bahnbrücke in Barmen wegen Bauwerksmängeln abgerissen. Ungeachtet dessen ist die Trasse an sich rechtlich gesehen nach wie vor (Stand 2021) dem Eisenbahnverkehr gewidmet.

Dorfwettbewerb

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Im Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft konnte Barmen folgende Preise erringen:

  • Kreis- und Landeswettbewerb 1979: Silber
  • Kreis- und Landeswettbewerb 1981: Silber
  • Kreiswettbewerb 1987: Teilnahme
  • Kreiswettbewerb 2005: Kreissieger, Gold
  • Teilnehmer und Auswahl beim Bundeswettbewerb „100 Dörfer 2006“. Dorfaktionstag: 14. September 2006
  • Kreiswettbewerb 2008: Kreissieger, Gold
  • Landeswettbewerb 2009: Silber

Persönlichkeiten

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  • Anton Opfergelt (1850–1915), in Haus Overbach geborener Politiker
  • Wolfgang Spelthahn (* 1963), amtierender Landrat des Kreises Düren
  • Reinhard Graf von und zu Hoensbroech (1926–2005), langjähriger Stadt- und Kreispolitiker, Initiator der Naturschutzgebietes „Kellenberg“
  • Lothar Graf von und zu Hoensbroech (1888-1953), Jagdschriftsteller
  • Michael Dahmen (* 1981), Opern- und Konzertsänger
  • Christoph Buchal (* 1947), Physiker
  • Heinz Frey, Kommunalpolitiker, Träger des Bundesverdienstkreuzes
  • Alexander Holz, Historiker, Träger des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

Sonstiges

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Der naturbelassene Badesee und der Kirchhof von St. Martinus dienten als Drehorte für den Fernsehfilm Duell der Brüder – Die Geschichte von Adidas und Puma mit Ken Duken und Torben Liebrecht in den Hauptrollen.[5]

Literatur

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  • Ulrich Coenen: Architektonische Kostbarkeiten im Kreis Düren. 2. Aufl., Aachen 1989.
  • Ulrich Coenen: Von Juliacum bis Jülich. Die Baugeschichte der Stadt und ihrer Vororte von der Antike bis zu Gegenwart, 2. Aufl., Aachen 1989, ISBN 3-925714-17-0
  • Ulrich Coenen: Stadt Jülich = Rheinische Kunststätten, Heft 368, Neuss 1991, ISBN 3-88094-696-5
  • Holtz, Helmut: Barmen – Ein Rundgang durch die alten Dorfstraßen, Jülich 1987.
  • Holtz, Helmut: Barmen – Geschichte und Geschichten, Jülich 1989.
  • Holtz, Helmut (Hrsg.): 1100 Jahre Barmen (893–1993) – Eine Dokumentation des Kultur- und Verkehrsvereins e. V. Barmen zum 1100jährigen Ortsjubiläum, Jülich 1993.
  • Holz, Alexander: Als der Krieg nach Barmen kam. Die Auswirkungen des 2. Weltkrieges und der nationalsozialistischen Kriegspolitik auf das Dorf Barmen in den Jahren 1939 bis 1946. Düren: Schloemer 2013
  • Holz, Alexander (Hrsg.): Antike an Merzbach und Rur. Beiträge zur römischen Geschichte des Jülicher Landes. Aachen: Ammianus 2022
  • Holz, Alexander: Aufbruch in die Moderne. Die Geschichte der rheinischen Bürgermeisterei Barmen zwischen Revolution und Tradition (1789–1848). Alsdorf: AWD 2018
  • Holz, Alexander / Muckenheim, Thomas: Er ertrank 1681 in der Rur durch Reversierung seiner Carosse... Die Untersuchung der historischen und literaturwissenschaftlichen Hintergründe der Erzählung vom "Versunkenen Ritter" von Kellenberg in Jülich Barmen. Alsdorf: AWD 2016
  • Holz, Alexander: Der Driesch – Lebensgrundlage einer Rheinischen Gemeinde im Spiegel der Zeit. Alsdorf: AWD 2018.
  • Holz, Alexander: Es befindet sich in Barmen eine Kirche und drei Gutshöfe, die ebenfalls unbesetzt sind. Das Ortsbild des frühmittelalterlichen Barmen rekonstruiert an Hand der Angaben des Prümer Urbar. In: Jülicher Geschichtsblätter. Hrsg. von Guido von Büren. Aachen: Ammianus 2018, S. 139–148.
  • Holz, Alexander: Tradition und Fortschritt. Die Geschichte der rheinischen Bürgermeisterei Barmen zwischen Revolution und Monarchie (1848-1888). Aachen: Ammianus 2022
  • Holz, Alexander: Zeitenwende. Die Geschichte der Bürgermeisterei Barmen zwischen Monarchie und Demokratie (1888-1918). Aachen: Ammianus 2023
  • Holz, Alexander: 100 Jahre Mai-Club Barmen. Die Geschichte des Maibrauchtums in Barmen. Düren: Schloemer 2010
  • Sywottek, Christian: Aus dem Nichts. Dokumentation über Barmen. In: BrandEins 06/2007.
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Commons: Barmen (Jülich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. https://www.juelich.de/datenundfakten
  2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 308 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  3. Wappen der Jülicher Stadtteile
  4. Website Haus Overbach. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Dezember 2016; abgerufen am 29. November 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.overbach.de
  5. Antonius Wolters: RTL zu Gast in Jülich: Film über Dassler-Brüder wird gedreht. In: Aachener Nachrichten. 10. September 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. April 2016; abgerufen am 28. März 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.aachener-zeitung.de