Oberelsbach
Oberelsbach ist ein Markt im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld und staatlich anerkannter Erholungsort.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 26′ N, 10° 7′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Unterfranken | |
Landkreis: | Rhön-Grabfeld | |
Höhe: | 420 m ü. NHN | |
Fläche: | 67,65 km2 | |
Einwohner: | 2661 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 39 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 97656, 97647 | |
Vorwahl: | 09774 | |
Kfz-Kennzeichen: | NES, KÖN, MET | |
Gemeindeschlüssel: | 09 6 73 149 | |
LOCODE: | DE OB5 | |
Marktgliederung: | 8 Gemeindeteile | |
Adresse der Marktverwaltung: |
Marktplatz 3 97656 Oberelsbach | |
Website: | www.oberelsbach.de/ | |
Erster Bürgermeister: | Björn Denner[2] | |
Lage des Marktes Oberelsbach im Landkreis Rhön-Grabfeld | ||
Geographie
BearbeitenOberelsbach (Mundart Öwerälsbich) liegt in der Region Main-Rhön. Im Gemeindegebiet befindet sich der für seine Basaltsäulen bekannte Gangolfsberg.
Gemeindegliederung
BearbeitenEs gibt acht Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[3][4]
- Gangolfsberg (Berghütte)
- Ginolfs (Kirchdorf)
- Neumühle (Einöde)
- Oberelsbach (Hauptort)
- Schlagmühle (Einöde)
- Sondernau (Kirchdorf)
- Unterelsbach (Pfarrdorf)
- Weisbach (Pfarrdorf)
Es gibt die Gemarkungen Ginolfs, Oberelsbach, Sondernau, Unterelsbach und Weisbach.
Geschichte
BearbeitenBis zur Gemeindegründung
BearbeitenOberelsbach wurde im Jahr 812 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort war im Besitz des Stiftes Fulda und ging 1332 an das Kloster Wechterswinkel über. Er kam schließlich an das Juliusspital Würzburg und damit an das Hochstift Würzburg, das ab 1500 zum Fränkischen Reichskreis gehörte. Mit dem Wüstfallen der nördlich gelegenen Orte Lahr und Lanzig im Spätmittelalter wurden deren Gemarkungen vom Ort hinzugekauft.
Der Ort besitzt seit dem Jahr 1726 das Marktrecht. Das Amt des Hochstiftes Würzburg wurde nach der Säkularisation 1803 zugunsten Bayerns 1805 Erzherzog Ferdinand von Toskana zur Bildung des Großherzogtums Würzburg überlassen und fiel mit diesem 1814 endgültig an Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die politische Gemeinde Oberelsbach.
19. und 20. Jahrhundert
BearbeitenMindestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts waren jüdische Familien im Ort ansässig, die eine jüdische Gemeinde bildeten und 1899 am Ende des Elsweges ihre Synagoge errichteten. Dieses Gotteshaus wurde beim Novemberpogrom 1938 von SA-Männern verwüstet, woran eine Gedenktafel erinnert, und wird heute als Wohn- und Geschäftshaus genutzt.[5] (Der jüdische Anteil, meist Händler, an der Bevölkerung des Marktfleckens Oberelsbach betrug etwa 5 Prozent[6][7]).
Eingemeindungen
BearbeitenIm Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde am 1. Januar 1972 Ginolfs in den Markt Oberelsbach eingegliedert. Am 1. Juli 1972 folgte Weisbach.[8] Schließlich wurde der Markt am 1. Januar 1978 um die Gemeinden Sondernau und Unterelsbach vergrößert.[9]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenDie nachfolgende Tabelle stellt die Einwohnerentwicklung seit 1840 dar:
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Im Zeitraum 1988 bis 2018 sank die Einwohnerzahl von 2843 auf 2655 um 188 Einwohner bzw. um 6,6 %. 2002 hatte die Gemeinde 2996 Einwohner. Quelle: BayLfStat
Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenDie Gemeinderatswahlen seit 2014 führten zu folgender Zusammensetzung des Gemeinderats:
Liste | 2020[10] | 2014 | ||
% | Sitze | % | Sitze | |
Wählervereinigung Oberelsbach | 30,10 | 4 | 29,8 | 4 |
Wählergemeinschaft Unterelsbach | 20,52 | 3 | 21,5 | 3 |
Bürgervereinigung Weisbach | 17,22 | 3 | 20,2 | 3 |
Wählergemeinschaft Ginolfs | 16,27 | 2 | 14,8 | 2 |
Wählervereinigung Sondernau | 15,38 | 2 | 13,7 | 2 |
Gesamt | 100 | 14 | 100 | 14 |
Bürgermeister
BearbeitenBürgermeister ist seit 2022 Björn Denner (Miteinander für den Markt Oberelsbach). Er setzte sich gegen Birgit Erb (CSU) durch, die seit 2004 Erste Bürgermeisterin war und zuletzt 2016 mit 86,8 % der gültigen Stimmen wiedergewählt wurde.
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „In Silber auf grünem, von einem silbernen Querbach durchzogenen Boden nebeneinander drei grüne Elsenbäume.“[11] | |
Wappenführung seit 1972. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenBau- und Naturdenkmäler
Bearbeiten- Barocke Pfarrkirche St. Kilian, 1784 vollendet. Sie wird wegen ihrer erhobenen Lage und der reichen Ausschmückung „Rhönbasilika“ genannt.
- Nothelferkapelle mit der Statue von Maria Knotenlöserin[12]
- Das ehemalige Pfarrhaus von 1611 ist das Geburtshaus von Valentin Rathgeber, einem berühmten Kirchenmusikkomponisten. Oberelsbach ist zudem Sitz der Internationalen Valentin-Rathgeber-Gesellschaft.[13]
- Naturdenkmal Kirchlinde in Sondernau
Museen und Ausstellungen
Bearbeiten- Das Deutsche Tabakpfeifenmuseum befand sich seit Oktober 1996 im Valentin-Rathgeber-Haus.[14] In neun Räumen auf zwei Stockwerken wurden historische Tabakpfeifen von Herstellern des deutschsprachigen Raumes und Gegenstände der Rauchkultur des 17. bis 20. Jahrhunderts präsentiert.[15] Es zeigte einen Querschnitt der Rhöner Pfeifenherstellung, darunter eine Doppelpfeife zum vergleichenden Probieren. Eine weitere Abteilung wurde den Ulmer Sackpfeifen gewidmet. Das Museum wurde mittlerweile geschlossen.[16]
- Im Obergeschoss des Valentin-Rathgeber-Hauses befindet sich ein Raum, der sich dem Erbe Valentin Rathgebers widmet.[15]
- Sonderausstellung Rhöner Maskenfastnacht – Masken, Bilder und Filme aus der Sammlung Friedrich Münch (11. November 2022 bis 30. September 2023) des Deutschen Fastnachtmuseums im Valentin-Rathgeber-Haus.[17]
Bildungsstätten und Informationszentren
Bearbeiten- Biosphärenzentrum Rhön Haus der Langen Rhön, Informationszentrum über das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön.[18]
- Bildungsstätte Rhöniversum, eine Einrichtung in Trägerschaft der Gemeinde Oberelsbach und des Landkreises Röhn-Grabfeld, mit der Aufgabe, Bildungsmaßnahmen rund um das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön anzubieten und als Tagungsstätte für schulische und ähnliche Kurse zu dienen.[19]
Veranstaltungen
Bearbeiten- Rhöner Maskenfastnacht, eine seit 2012 bestehende Faschingsveranstaltung um die Vielfalt der Masken in Oberelsbach und Umgebung in einem Umzug zusammenzufassen und der Öffentlichkeit zu präsentieren.[20] Die Tradition des Maskentragens entstand in den Gemeinden um Oberelsbach bereits im 19. Jahrhundert. Jeder Ort entwickelte im Lauf der Jahre seine eigenen Figuren und Bräuche. Die Maskenfastnacht findet in zweijährigem Turnus statt.[21]
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenWirtschaftsgeschichte
BearbeitenDie Gemeindesteuereinnahmen betrugen im Jahr 2020 umgerechnet 1,95 Millionen Euro, davon waren umgerechnet 440.000 Euro (netto) Gewerbesteuereinnahmen.
Im Jahr 2020 gab es nach der amtlichen Statistik im produzierenden Gewerbe 154 und im Bereich Handel und Verkehr 59 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 120 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 1189. Im verarbeitenden Gewerbe gab es zwei Betriebe, im Bauhauptgewerbe einen Betrieb. Zudem bestanden im Jahr 2016 69 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 2530 Hektar, davon waren 937 Hektar Ackerfläche und 1577 Hektar Dauergrünfläche.
Bildung
Bearbeiten2018 gab es folgende Einrichtungen:
- zwei Kindertageseinrichtungen mit zusammen 151 Plätzen und 155 betreuten Kindern
- eine Volksschule mit fünf Lehrern, vier Klassen und 82 Schülern
- Umweltbildungsstätte Oberelsbach mit 72 Betten[22]
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Valentin Rathgeber (* 1682 in Oberelsbach; † 1750 in Kloster Banz), Benediktinermönch, Komponist, Organist
- Johannes Matthäus Pörtner (* 1747; 1790 in Mainz), Augustiner-Pater und Sänger
- Wilhelm Vorndran (* 1924 in Oberelsbach-Sondernau; † 2012 in Erlangen), Mitglied des Bayerischen Landtags von 1958 bis 1994 und dessen Präsident von 1990 bis 1994.
- Louis Saks (* 1860 in Oberelsbach; † 1942 in Birmingham (Alabama)), Gründer und Inhaber Warenhaus Louis Saks & Co., Birmingham, Alabama, USA[23][24]
Sonstiges
BearbeitenOberelsbach ist Sitz der Verwaltung des bayerischen Teils des Biosphärenreservats Rhön.
Oberelsbach hat seit Mai 1982 eine Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Arnac-Pompadour. Der ortsansässige Partnerschaftsverein Oberelsbach-Pompadour engagiert sich stark und belebt diese Partnerschaft mit jährlichen Begegnungen.
Literatur
Bearbeiten- Chronik von Oberelsbach. Redaktion: Reinhold Albert. Oberelsbach 2012, ISBN 978-3-939959-07-6.
- Michael Mott: Ehrung für den Rathgeber-Kenner/Gesellschaft zeichnet Gottfried Rehm für langjährigen Einsatz aus (Oberelsbach). Fuldaer Zeitung, 29. Februar 2012, S. 13.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Nach der Bürgermeisterwahl in Oberelsbach. Mainpost, abgerufen am 22. Juli 2022.
- ↑ Gemeinde Oberelsbach in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 8. April 2021.
- ↑ Gemeinde Oberelsbach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 7. Dezember 2021.
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 182
- ↑ Ute Felbor: Rassenbiologie und Vererbungswissenschaft in der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg 1937–1945. Königshausen & Neumann, Würzburg 1995 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Beiheft 3; zugleich Dissertation Würzburg 1995), ISBN 3-88479-932-0, S. 81 f.
- ↑ Vgl. Wolfgang Rieß: Die bevölkerungspolitische Lage und Entwicklung des Rhöndorfes Oberelsbach. Medizinische Dissertation Würzburg 1939.
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 428.
- ↑ a b c Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 741 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Gemeinderatswahl Bayern - Kommunalwahlen 2020 im Markt Oberelsbach - Gesamtergebnis. Abgerufen am 13. Dezember 2020.
- ↑ Eintrag zum Wappen von Oberelsbach in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- ↑ Nothelferkapelle eingeweiht - 14 Schutzpatronen - Hände und Spenden - (rhoen-aktuell.de vom 28. Oktober 2008)
- ↑ Valentin-Rathgeber-Gesellschaft e. V. Oberelsbach abgerufen am 4. September 2011
- ↑ Website des Deutschen Tabakpfeifenmuseums ( vom 1. April 2018 im Internet Archive)
- ↑ a b Erstes Deutsches Tabakpfeifenmuseum. In: Rathgeber-Gesellschaft.de. Abgerufen am 8. Februar 2023.
- ↑ Deutsches Tabakpfeifenmuseum. In: Rhoenline.de. Abgerufen am 8. Februar 2023.
- ↑ Rhöner Maskenfastnacht – Masken, Bilder und Filme aus der Sammlung Friedrich Münch. In: Deutsches-Fastnachtmuseum.de. Abgerufen am 8. Februar 2023.
- ↑ Website des Biosphärenzentrums Rhön Haus der Langen Rhön
- ↑ https://www.rhoeniversum.de/ Website des Rhöniversums
- ↑ Bericht vom Brauchtumsumzug "Rhöner Maskenfastnacht". In: Oberelsbach.de. Abgerufen am 8. Februar 2023.
- ↑ Rhöner Masken. In: Biosphaerenreservat-Rhoen.de. Abgerufen am 8. Februar 2023.
- ↑ Homepage der Umweltbildungsstätte
- ↑ Louis Saks in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 14. Januar 2024.
- ↑ "Louis Saks", Family Search