Verallgemeinerte hypergeometrische Verteilung
Die multivariate hypergeometrische Verteilung, auch verallgemeinerte hypergeometrische Verteilung, allgemeine hypergeometrische Verteilung oder polyhypergeometrische Verteilung genannt, ist eine multivariate Wahrscheinlichkeitsverteilung und zählt zu den diskreten Wahrscheinlichkeitsverteilungen. Sie ist eine multivariate Verallgemeinerung der hypergeometrischen Verteilung und kann aus dem Urnenmodell abgeleitet werden.
Definition
BearbeitenEine Zufallsvariable mit Werten in heißt multivariat hypergeometrisch verteilt zu den Parametern mit und , wenn sie die Wahrscheinlichkeitsfunktion
besitzt. Man schreibt dann oder wie bei der hypergeometrischen Verteilung.
Herleitung aus dem Urnenmodell
BearbeitenDie multivariate hypergeometrische Verteilung lässt sich anschaulich aus dem Urnenmodell herleiten. Gegeben sei eine Urne mit insgesamt Kugeln, von denen jede in einer von unterschiedlichen Farben eingefärbt ist. Von der Farbe gibt es Kugeln. Die Wahrscheinlichkeit, beim -maligen Ziehen ohne Zurücklegen genau Kugeln der Farbe zu ziehen, ist multivariat hypergeometrisch verteilt.
Eigenschaften
BearbeitenErwartungswert
BearbeitenIst die Anzahl der Kugeln der Farbe , so ist der Erwartungswert
Varianz
BearbeitenDie Varianz ist
Kovarianz
BearbeitenFür die Kovarianz zwischen der Anzahl der Kugeln gilt
wenn .
Beispiel
BearbeitenEs ist eine Urne mit 5 schwarzen, 10 weißen und 15 roten Kugeln gegeben. Die Wahrscheinlichkeit, bei sechsmaligem Ziehen genau zwei Kugeln von jeder Farbe zu ziehen, ist
- ,
also knapp acht Prozent. Es ist . Damit folgt zum Beispiel für den Erwartungswert der schwarzen Kugeln .
Beziehung zu anderen Verteilungen
BearbeitenBeziehung zur hypergeometrischen Verteilung
BearbeitenDie hypergeometrische Verteilung ist ein Spezialfall der multivariaten hypergeometrischen Verteilung mit und . Man beachte hier die unterschiedlichen Parametrisierungen.
Beziehung zur Multinomialverteilung
BearbeitenDie multivariate hypergeometrische Verteilung und die Multinomialverteilung sind verwandt, da sie aus demselben Urnenmodell entstehen, mit dem Unterschied, dass im Multinomialmodell zurückgelegt wird. Insbesondere lässt sich zeigen, dass wenn und gilt, sodass ist, und die eine Wahrscheinlichkeitsfunktion auf definieren, dann punktweise gegen die Multinomialverteilung mit den Parametern und konvergiert. Die multivariate hypergeometrische Verteilung kann somit durch die Multinomialverteilung approximiert werden.
Literatur
Bearbeiten- Achim Klenke: Wahrscheinlichkeitstheorie. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-36017-6, doi:10.1007/978-3-642-36018-3.
- Hans-Otto Georgii: Stochastik. Einführung in die Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik. 4. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 2009, ISBN 978-3-11-021526-7, doi:10.1515/9783110215274.