Die Verallgemeinerte Binomialverteilung beschreibt also die Erfolge einer Serie von unabhängigen Versuchen, welche jeweils genau zwei Ergebnisse annehmen kann. Der Unterschied zur Binomialverteilung besteht darin, dass jedem Versuch eine andere Erfolgswahrscheinlichkeit zugeordnet werden kann.
Es ist auch möglich die Verallgemeinerte Binomialverteilung als Summe von unabhängigen, nicht identischen, binomialverteilten Zufallsvariablen festzulegen, wobei die Bernoulli Zufallsgrößen mit identischen Erfolgswahrscheinlichkeiten zu binomialverteilten Zufallsvariablen zusammengefasst werden.
Eine diskrete Zufallsvariable folgt einer Verallgemeinerten Binomialverteilung mit Parametervektor , wenn sie die folgende Wahrscheinlichkeitsfunktion besitzt[1]
,
wobei den Vektor der Erfolgswahrscheinlichkeiten pro Versuch und die Gesamtanzahl der Erfolge bei Versuchen bezeichnet.
Schreibweise:
ist die Menge aller -elementigen Teilmengen, die aus dem Träger gebildet werden können. ist das Komplement von , das heißt .
Die Verallgemeinerte Binomialverteilung kann ebenso als Summe von binomialverteilten Zufallsgrößen definiert werden, indem die Bernoulli Zufallsvariablen mit gleichen Erfolgswahrscheinlichkeiten zu binomialverteilten Zufallsgrößen zusammengefasst werden.
,
wobei der Parametervektor die Erfolgswahrscheinlichkeiten von binomialverteilten Zufallsvariablen enthält und der Parametervektor die jeweils zugehörige Anzahl an Versuchen.
Es gilt somit . Hierbei ist der Einsvektor der Länge , bestehend aus lauter Einsen.
Eigenschaften der Verallgemeinerten Binomialverteilung
Daher ist die k-te Kumulante genau die Summe der k-ten Kumulanten der n Bernoulli-verteilten Zufallsvariablen, aus denen die Verallgemeinerte Binomialverteilung zusammengesetzt ist:
Für diese Kumulanten gilt dann auch die Rekursionsgleichung der Kumulanten der Bernoulli-Verteilung.
Ist und zwei unabhängige verallgemeinert binomialverteilte Zufallsvariablen, dann ist auch verallgemeinert binomialverteilt: . Demnach ist die verallgemeinerte Binomialverteilung reproduktiv.
Die Summe von voneinander unabhängigen binomialverteilten Zufallsvariablen ist verallgemeinert binomialverteilt.
Wenn alle Erfolgswahrscheinlichkeiten gleich sind, das heißt , dann ergibt sich aus der Verallgemeinerten Binomialverteilung die Binomialverteilung.
Tatsächlich ist die Binomialverteilung für festen Erwartungswert und feste Ordnung diejenige verallgemeinerte Binomialverteilung mit maximaler Entropie.[3]
Das bedeutet, unter der Bedingung, dass der Parametervektor von die Länge hat, maximiert die Entropie .
Die Summe von voneinander unabhängigen Bernoulli-verteilten Zufallsvariablen , die alle einen unterschiedlichen Parameter besitzen, ist verallgemeinert binomialverteilt.
Für eine sehr große Anzahl an Versuchen und sehr kleine, aber unterschiedliche Erfolgswahrscheinlichkeiten kann die Wahrscheinlichkeitsfunktion der Verallgemeinerten Binomialverteilung durch die Poisson-Verteilung approximiert werden.[2]
Der Parameter ist gleich dem Erwartungswert der Verallgemeinerten Binomialverteilung.
Die Verteilungsfunktion der Verallgemeinerten Binomialverteilung kann für eine sehr große Anzahl an Versuchen durch die Normalverteilung approximiert werden.[2]
Der Parameter entspricht dem Erwartungswert und der Standardabweichung der Verallgemeinerten Binomialverteilung.
ist die Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung.
Ein Arbeitnehmer muss an jedem Arbeitstag über die Autobahn und durch das Ortsgebiet zur Arbeit fahren. Die Wahrscheinlichkeiten in eine Radarkontrolle zu geraten sind auf der Autobahn und im Ortsgebiet.
Wie hoch sind die Wahrscheinlichkeiten an einem Arbeitstag in Kontrollen zu geraten?
Die zufällige Anzahl von Radarkontrollen kann als Summe von zwei Bernoulli-verteilten Zufallsvariablen für die Autobahn und für das Ortsgebiet modelliert werden: , mit
Da und unterschiedliche Erfolgswahrscheinlichkeiten besitzen, kann man dieses Beispiel nicht mit Hilfe der Binomialverteilung lösen.
folgt einer Verallgemeinerten Binomialverteilung mit Parametervektor .
Die gesuchten Wahrscheinlichkeiten können folgendermaßen berechnet werden:
In einer Fabrik werden Geräte produziert und anschließend einer Qualitätskontrolle unterzogen. Es können verschiedene Fehlertypen auftreten. Die Wahrscheinlichkeiten, dass ein spezieller Fehlertyp auftritt sind für den Fehler vom Typ und jeweils für die Fehlertypen und .
Wie hoch sind die Wahrscheinlichkeiten dafür, dass ein Gerät mit Fehlern produziert wird?
Die zufällige Anzahl von Fehlern kann als Summe von drei Bernoulli-verteilten Zufallsvariablen , und geschrieben werden: , mit
besitzt eine Verallgemeinerten Binomialverteilung mit Parametervektor .
Alternativ kann die Parametrisierung gewählt werden, indem die identischen Bernoulli Zufallsvariablen zu einer binomialverteilten Zufallsvariable zusammengefasst werden.
Die gesuchten Wahrscheinlichkeiten können folgendermaßen berechnet werden:
Die Verallgemeinerte Binomialverteilung kommt in vielen Bereichen zum Einsatz; z. B. Umfragen, Herstellungsprozesse, Qualitätssicherung. Oft wird allerdings eine Approximation benutzt, da die exakte Berechnung sehr aufwändig ist. Ohne entsprechende Software sind selbst einfache Modelle mit wenigen Bernoulli Zufallsvariablen kaum zu berechnen.
Zur Erzeugung von Zufallszahlen kann die Inversionsmethode verwendet werden. Alternativ kann man auch Bernoulli-verteilte Zufallszahlen zu den Parametern erzeugen und diese Aufsummieren. Das Ergebnis ist dann verallgemeinert binomialverteilt.
GenBinomApps – R Package. R Package zur Berechnung von Clopper Pearson Konfidenzintervallen und der verallgemeinerten Binomialverteilung. Abgerufen am 30. Juli 2015.